Tokyo | 11. – 13.05.2011


Ein Wechselbad der Gefühle mit kulinarischen Höhepunkten

Es war ein kurzfristiger Entscheid mein Swiss-Kolleg in Tokyo zu besuchen. Es lag mir sehr am Herzen mich von ihm verabschieden zu können. Da ich bis anhin nicht die Gelegenheit bekommen hatte mich persönlich vorzustellen, wollte ich mich wenigstens persönlich Verabschieden. Leider konnte ich nur eine Nacht bleiben, so wusste ich bereits vor Abflug, dass es ein anstrengender Trip werden wird….

Die Emotionen waren bereits bei Abflug speziell, so war es der erste Flug als verheiratete Frau (ok – es wäre zwar schöner gewesen, wenn Adi hätte mitkommen können so quasi als ultra-mini-honeymoon– aber es war auch so ok) aber zugleich, was mich mehr traurig stimmte, war die Tatsache, dass es der  letzte Flug als Swiss Mitarbeiterin (zumindest für die nächste Zeit) war.  Der erste kulinarische Höhepunkt waren die Schoggi-Brezeli vom Steiner am Flughafen. Diese Brezeli gehören einfach zu jedem Flug und machen einem glücklich"". Am Gate war es zwar einerseits sehr relaxed, dass ich für einmal nicht um mein Sitz bangen musste, aber auf der anderen Seite war es einfach nur traurig zu sehen, wie wenig Passagiere auf dem Flug waren.  Ich hoffe ganz fest, dass sich dies bald wieder ändern wird. Für mich hat sich aber dadurch die Möglichkeit ergeben nochmals einer meiner Märkte zu besuchen. Den Luxus gleich zwei  Business Sitze für sich beanspruchen zu können, den hat man nicht oft und ich habe es einfach nur genossen und war einfach nur überglücklich, dass ich doch noch nach Japan komme.

Essentechnisch bin ich bereits auf dem Flieger etwas in’s schwitzen gekommen. Ahnscheinend wurden zu wenig Essen geladen, so das schon fast alles bereits weg war als ich an der Reihe war. Ich hatte noch de Auswahl zwischen dem Vegi und dem japanischen Menü. In Detail heisst das: Artischockenragout mit Safran, Tomaten und Couscous oder Tamago, Inari Sushi, Kohlrabi, Tobikko Orange Edamamesalat, Misosuppe = ????. Und Artischocke war also auch nicht mein Ding, deshalb fragte ich nach einem Eco-Menü. Doch der Gally-Chef meinte es gut und hatte mir ein Chicken geopfert, welches für die Crew bestimmt war. Und schon wieder war ich überglücklich, da wusste ich noch nichts von meinem nächsten Chicken-Erlebnis das noch am selben Abend folgen sollte…Der Flug war super kurzweillig, obwohl ich 7 Stunden ergebnislos versucht habe zu schlafen.  Natürlich musste ich mich auch noch etwas schlau machen und habe noch ein wenig im Reiseführer durchgeblättert. Beim Kapitel Essen wurde es mir fast anders… Eieieieiei… Was mich wohl noch erwarten wird?

Bei der Einreise fragte sich der Zöllner warum ich eine soooo grosse Tasche dabei habe, obwohl ich nur eine Nacht blieb (das fragte ich mich ehrlich gesagt auch ""). So musste ich meine sieben Sachen zeigen. Zum Glück hatte ich nichts verbotenes dabei und nur drei Flaschen Alkohol, was gerade noch innerhalb der erlaubten Menge ist. Als ich sagte, dass das alles Geschenke für einen Japanischen Freund sind, wechselte seine Stimmung und war überaus freundlich und bedankte sich "" Er half mir auch noch die mit Wein und Schokolade gefüllte Tasche zurück zu tragen. Also so freundliche Zöllner habe ich noch nie erlebt. Sogar ein zweiter Zöllner hat seine Hilfe angeboten.  Kaum angekommen, war ich bereits von den Menschen in diesem Land fasziniert.

Das organisieren des Bustickets war extrem einfach und einige Minuten später sass ich bereits im Bus Richtung Tokyo City. Richtig spannend wurde es als ich aus dem Bus ausstieg. Ich hatte keinen plan wo Norden, Süden und vorallem wo mein Hotel war. Und meine Orientiersungshilfe konnte ja leider nicht mitkommen. So ging ich einfach mal in eine Richtung. Einfach dem Instinkt nach (Frauen liegen ja meistens Richtig mit ihrem Instinkt….) Zum Glück kam bereits nach einigen Metern eine Tafel mit ‚here are you‘ "" Ok,  das war die falsche Richtung. Beladen mit Rucksack, Tasche, Schirm und Ortskarten hiess es umkehren… So lief ich von Tafel zu Tafel und war jedes mal froh, wenn ich noch richtig war. Die Spur war superheiss, aber irgendwie bin ich dann noch zwei mal um den Izumi Garten gelaufen, bis ich dann jemand fragte, weil ich langsam genervt war ab mir selber und die Müdigkeit kam auch langsam. Irgendwie habe ich auch bemerkt, dass ich langsam Stadtmüde bin. Vermutlich waren es zu viele grosse Städte in der letzten Zeit. Anyway nach einer Zusatzschlaufe, habe ich das Hotel doch noch gefunden. Es war gerade mal 10 Uhr morgens. Wegen dem schlechten Wetter entschied ich mich für ein early check-in. Kurz umgezogen, machte ich mich gleich auf den Weg zum Fischmarkt. Eigentlich sollte man den ja früh morgens besuchen, doch ich dachte, dass ich, wenn ich um 12 dort bin und er um 13 schliesst, ich doch noch etwas von der Attraktion mitbekomme.  Das U-Bahn System hatte ich schnell begriffen, so meinte ich zumindest… nach einer Station musste ich auf eine andere Linie umsteigen. Doch dummerweise war mein Tagespass nicht für alle Linien gültig. Doch dieses Problem war schnell gelöst, denn auch hier waren die Leute sehr hilfsbereit.

Die Metro-Station vom Fischmarkt konnte nicht verpasst werden und auch der Fischmarkt selber, das war mal richtig einfach zu finden -> Einfach dem Geruch nach "". Das grosse Handeln war leider schon vorbei aber es war dennoch extrem imposant wie gross dieser Markt ist und wie es da nur so von Fischen wimmelt. Obwohl es super intressant war, sind die Fische nach wie vor nicht meine Freunde. Dann machte ich mich auf den Weg zurück nach Roppongi, wo ich eigentlich noch etwas sightseeing machen wollte. Doch der Regen wurde immer stärker und ungemütlicher. Zusätzlich machte sich der Hunger und vor allem die Müdigkeit breit, was sehr an meinem Enthusiasmus zerrte. Ich wünschte mir ein gelb-rotes M herbei. Doch leider war in weiter Sicht keines zu sehen. So probierte ich einen japanischen Hot Dog und der war wirklich lecker, dass mich der aber einige Stunden später gleich durchputzt wusste ich da noch nicht ""

Wieder im Hotel angekommen (ca. 14 Uhr) schlief ich gleich wie ein Stein ein. Zwei Stunden später musste ich wieder aufstehen, da ich mich mit Masato um 17 Uhr verabredet habe.  Mir war es anders übel und ich konnte mir kaum vorstellen, noch eine gute Gesellschaft zu sein an diesem Abend. Wie in Trance (ich war einfach sooo müde) nahm ich eine Dusche und nützte das WC mit beheiztem WC-Ring reichlich aus "".

Anschliessend machte ich mich auf den Weg zum Swiss-Büro, das ca. 15min vom Hotel entfernt war. Da der Regen noch heftiger wurde, nahm ich die Metro. Zum Glück war gerade rush hour und so waren viele Ortskundige unterwegs, welche ich nach dem Weg fragen konnte. So war es ziemlich easy den Weg zu finden.

Im Swiss Büro wurde ich sehr herzlich empfangen und allen vorgestellt. Es tat mir echt weh, dass es eigentlich eine Verabschiedung war und ich nicht länger mit diesen lieben Leute zusammen arbeiten kann. Während einem kurzen Schwatz mit dem Country Manager kam noch der Maitre de Cabin vorbei, welchen ich auf meinem Retourflug habe. Dies sollte sich noch zu einem Glücksfall heraus stellen…

Masato und ich machten uns auf den Weg zum Nachtessen. Er wusste bereits, dass ich keine Fischs esse und organisierte deshalb Plätze in einem grill chicken Restaurant. Ich war echt erleichtert. Chicken ist meistens essbar "". Aber schon bei der Bestellung habe ich bemerkt, dass ich wohl doch noch über meinen Schatten springen muss…. Es ist nämlich nicht einfach eine normale Hühnerbrust, nein, es sind alle Teile von einem Huhn einzel inklusive Innereien… Ok ich dachte mir, jetzt muss ich einfach durch und alles probieren…. und das tat ich auch und bin auch ein bisschen stolz auf mich"". Das erste Stück war Nacken, das war einfach nur fettig und wer mich kennt, der weiss, dass ich das wirklich nicht kauen kann, da kommt es mir… 🙂 Dummerweise, waren wir zu dieser Zeit die einzigen im Restaurant und 8 japanische Augen hatten mich unter beobachtung.  Das war richtig unangenehm. In einer Sekunde, als ich glaubte unbeobachtet zu sein, musste ich zur Serviette greifen… Als zweites kam Leberli. Probiert, gekaut, geschluckt  – aber ein Stück war ok "". Dann kam mal was ‚normales‘. Anschliessend kam Herz… Puh, das brauchte etwas Überwindung, aber ich muss sagen, dass hat am besten geschmeckt. Es kamen dann auch noch weitere ‚Delikatessen‘ vom Huhn. Die Essen einfach alles, bis auf die Augen und den Schnabel… Eieieiei, so hätte ich mir grilled Chicken nicht vorgestellt, aber war cool (im nachhinein). Am besten geschmeckt hat mir allerdings der Sake, der war wirklich lecker. Und somit habe ich wieder etwas auf meiner Life-to-do-list erledigt.

Weil Masato sein Souvernier an mich im Büro vergessen hat, gingen wir nochmals zurück zum Büro, bevor es dann wirklich hiess Abschied zu nehmen. Für mich war es sehr emotional und ich hätte nicht gedacht, dass mir das so schwer fällt. Aber ich bin mir sicher, ich werde nach Japan zurück kehren für hoffentlich mehr Tage, damit ich Japan noch besser kennen lernen kann und vorallem Masato wieder sehen kann.

Todmüde aber erfüllt mit Glück und Freude schlief ich ein. Die Nacht war kurz. Um 6 Uhr musste ich bereits wieder aufstehen. Pünktlich mit dem Wecker bebte dann auch kurz mal den Boden und für eine Sekunde hatte ich kurz schiss, aber es war halb so wild.

Und schwubedibub war ich auch schon wieder am Flughafen.  Beim Einsteigen hat mir der Maitre de Cabin (den ich am Tag zuvor getroffen habe) doch tatsächlich einen First Class sitz gegeben. Wie habe ich das bloss verdient? Ich habe ihn gestern zum ersten Mal gesehen. Das es das gibt. So sitze ich nun hier in der First Class überglücklich und schreibe diesen Reisebericht. Vermutlich kann niemand nachvollziehen, was das für mich bedeutet. Das war ebenfalls ein Traum, der nun in Erfüllung ging. Unglaublich. Was für eine Woche.  Da war ich noch nicht mal verheiratet und nun durfte ich so viele tolle Momente geniessen und das alles innerhalb einer Woche. Ich kann mein Glück kaum selber glauben. Einfach toll. Ein kleiner Beigeschmack hatte es allerdings doch noch. Aber das blende ich mal aus und geniesse den 12 Stunden Flug. Im Moment überfliegen wir Russland und China, genau hier werde ich in zwei Monaten wieder sein und zwar mit der transibirischen Eisenbahn….

Japan wird mir in sehr guter Erinnerung bleiben vorallem wegen den super freundlichen Leuten.

Fazit: Auch wenn es eine ziemlich anstrengende Reise war, hat es sich gelohnt und würde es jederzeit wieder machen.

Anzahl Reisetage: 2

Schreibe einen Kommentar