Moskau – Irkutsk | 03. – 07.07.2011


Pünktlich um 22.30 holte uns Nikolai vom Hotel ab und chauffierte uns zum Bahnhof. Auf dem Bahnhof standen einige hundert Reisende, die darauf warteten, dass das Gleis der Transib bekannt wurde. So auch wir. In dieser halben Stunden nutzten wir die Zeit um Leute zu beobachten. Bereits hatten wir Favoriten, mit welchen wir gerne das Abteil teilen würden aber auch solche, mit denen wir uns kaum vorstellen konnten, dass wir die nächsten vier Tage gemeinsam auf engstem Raum verbringen konnten. Bei der Einfahrt des Zuges kam Bewegung auf das Gleis. Mit Mühe konnten wir entziffern, dass wir im Wagen 5 untergebracht sind. So mussten wir ein Stückchen gehen. Von hinten wurden wir von zwei Jungs gefragt, ob wir Englisch sprechen. Sie hatten keinen Plan in welchem Wagen sie untergebracht sind. Schnell haben wir rausgefunden, dass die beiden auch im Wagen 5 sind. Wir hatten die Plätze 19/20 und sie 17/18. Wenn es also gut kommt, sind wir im gleichen Abteil und all meine Sorgen das Abteil mit zwei hässlichen, fetten russischen Männer zu teilen wären umsonst gewesen :-). Als sie hörten, dass wir von der Schweiz kommen, wären sie mit uns auch happy gewesen das Abteil zu teilen. Denn wir sind ja vertrauenswürdig und neutral :-). Dem Einen wurde soeben der Geldbeuten mit allen Kreditkarten und Geld auf dem Bahnhof geklaut und hat soeben den Glauben an die Menschen verloren :-). Bei Wagen 5 angekommen kontrollierten die Schaffnerinnen das Ticket. Und hurra, jemand hat uns erhört und die beiden Männer aus Holland waren im gleichen Abteil.

Der erste Eindruck des Abteils war überraschend positiv. Sehr sauber, zwar sehr eng (ca. 4m2) aber dennoch aussreichen Platz um all die Rucksätze zu verstauen. Obwohl es bereits Mitternacht war, war die Hitze unerträglich. Bestimmt 30° und der Schweiss lief nur so runter. Der Start mit den beiden (Alwin und Woudy) war aber super und wir konnten getrost der langen Reise nach Irkutsk engegen sehen. Die beiden hatten vorallem Bier und Wodka dabei, weil sie sich auch auf zwei russische Trinker eingestellt haben, wir hatten vorallem Wasser und Essen dabei. Ich denke es gibt einen guten Mix :-). Um auf den Start der gemeinsamen Fahrt anzustossen gab es Bier aus einer 1.5 Liter Petflasche und anwschliessend eine Runde Tee :-). Das kann heiter werdern.
Um halb 2 waren dann alle Bett fertig. Doch es war nicht so einfach den Schlaf zu finden. Bei mir war es dann ca. um 4 Uhr soweit. Mit der russischen Hymne von Alvin wurden wir dann um 10 Uhr geweckt. Obwohl die Nacht nicht wirklich erholend war, fühlten wir uns nicht ganz so gerädert wie auf der Strecke Basel-Moskau. Den Tag starteten wir mit Toast und Nutella (die Holländer hatten Marmeldade dabei aber kein Brot :-)). So lässt es sich auf alle Fälle vier Tage leben. Aber was wir natürlich nicht bedacht haben, ist, dass wir unser Proviant nun durch 4 teilen müssen. Aber ich denke es ist kein Problem. Bei den Stopps zwischendurch kann man einfach mal ein Brot, Früchte und Trinken kaufen. Und der Speisewagen liegt auch gleich nebenan. Also wirklich ein perfekter Start. Die Schaffnerin ist auch sehr nett und hat Gefallen an den drei Jungs :-). Was ein bisschen Trinkgeld gleich zu Beginn ausmacht :-). Sie hat dann auch gleich unser Abteil gesaugt, obwohl es da noch nicht wirklich dreckig war.
Den Tag verbrachten wir mit Reisebericht schreiben, lesen, jassen, essen, lachen und schlafen. Bei den Stopps probierten wir jeweils bei den Babuschkas auf den Perron etwas Profiant zu kaufen. Natürlich habe ich jeweils wieder viel zu viel bezahlt. Die Holländer kauften Brot für die Hälfte :-). Am Abend probierten Adrian und ich den Speisewagenn aus. Die Karte war Riesig und es war sogar auch auf Englisch übersetzt. Doch bei all dem was ich ausgesucht habe, hiess es „Niet“, was so viel hiess wie „Nein“. Beim ca. 5. Versuch hatte ich Glück. Erstaundlicherweise war der Speiseweigen fast leer. Es waren lediglich vier Holländer und wir. Dies entsprach nicht ganz unseren Erwartungen, da ihm Reiseführer darüber berichtet war, dass dies der Ort des Treffens ist. Auch am Abend waren nur einige Holländer drin. Wir vermuten, dass die Preise in den letzten Jahren gestiegen sind und es sich die lokalen Leute schlicht weg nicht leisten können sich im Speisewagen zu verpflegen. Mein Chicken und Adrians Suppe waren auf alle Fälle ganz ok.
In der Nacht, es waren schon fast alle am einschlafen, hiess es, dass es eine Wodka-Runde gibt. Die Flasche war inner kürzester Zeit leer und die beiden Holländer lieferten eine Komödie-Show, dass wir uns krümmten vor lachen. Doch es war wohl zu laut und die Schaffnerin klopfte und ermahnte uns leiser zu sein. So machten wir uns dann um Mitternacht Bettfertig. Ich hatte relativ eine gute Nacht, doch die anderen empfanden das Gerüttel des Zuges wohl 5 mal so stark :-). Ca. um 10 war wieder Tagwach. Vermutlich haben wir schon 1-2 Zeitzonen passiert, aber da der Fahrplan in Moskauzeit angeben ist, ist unser Tag nach dieser Zeit gerichtet. Natürlich wäre es sinnvoll, wenn wir die Zeit anpassen würden, denn Irkutsk hat +5 Stunden gegenüber Moskau und +7 gegenüber Zürich. Bis jetzt lebt es sich immer noch relativ gut und wir haben schon bald die Hälfte (zumindest von dem 4-Tages Trip) hinter uns. Die Landschaft ist immer noch die selbe. Bäume, Bäume, Bäume, Wiesen, Bäume, einzelne Holzhäuser, Bahnhöfe und verlassene alte Betongebäude. Mit der Körperhygiene geht es auch noch. Da es im Abteil eher kalt ist, schwitzen wir auch nicht wirklich und so lässt es sich vier Tage aushalten. Im Reiseführer gibt es einen Tipp, wie man duschen kann: man lege Badeschlarpen an, nimmt eine grosse Plastiktüte gefüllt mit Wasser, stellt sich in die Toilette (also nicht in die Toilettenschüssel selber), und lässt den Sack über sich verplatzen…. Naja angesichts des eher kleinen Raums und der Sauerei, die man hinterlässt, verzichten wir glaube ich auf die Dusche :-). Die Haare haben sich aber gut mit Petflaschen über dem kleinen Lavabo waschen lassen und ich fühlte mich gleich viel frischer :-). Aber ich war froh, dass ich die Haare um ein rechtes Stück kürzer habe, so blieben sie niergends kleben :-). Der Tag ging relativ schnell rum. Beim Arschlöchlen wurden die Rollen schnell verteilt. So ist Alwin zum King Alwin the 1st aufgestiegen und ich war das kleine Arschloch in pink :-). Bei den Stops probierten wir mal die berühmten Brottaschen. Eine war mit Würstchen, die andere mit Aprikose gefüllt. Beide haben sehr lecker geschmeckt. Zum Znacht gab es wieder Quick Lunches (sogar für Adrian :-)). Nach dem Essen haben sich alle mit ihren Büchern beschäftigt, bevor wir dann eine Runde Stadt, Land Fluss gespielt haben. Anschliessend gab es nochmals eine Wodka-Runde, und bei dieser fanden wir raus, dass wir zeitgleich wieder mit ihnen auf dem Zug sein werden von Ulan-Bator nach Peking. Natürlich haben wir abgemacht, dass wir versuchen, das Abteil zu tauschen, sofern einer von uns es mit zwei Russen trifft. Also nichts gegen die Russen, aber es ist einfach schon angenehmer, wenn man sich unterhalten kann. Zudem haben wir so ein typisches russisches Abteil gleich neben uns, und ich denke, der Geruch (nett ausgedruckt), der aus dieser Kabine kommt, würde meiner empfindlichen Nase zu schaffen machen. Eigentlich waren wir nicht laut, doch um ca. 23 Uhr klopfte es wieder an unserer Abteiltür. Die beiden Holländer machten sich vor Angst fast in die Hose, denn sie haben beim Stop einige Stunden vorher einen Russen kennen gelernt, der sie offensichtlich umarmt hatte und sie im Abteil besuchen wollte. Sie hatten dermassen Schiss, dass sie nun Besuch von diesem Herrn befürchteten. So krochen sie schnell unter die Decke. Adrian und ich amüsierten uns köstlich und machten die Türe auf. Doch es war nur die Schaffnerin, die uns erneut gebeten hat leiser zu sein. Es ist einfach extrem ringhörig und so beendeten wir unsere Plapper-Runde und machten uns zu Bett. Lokale Zeit war es ja auch schon 2 Uhr morgens, aber wir haben uns noch immer nicht der Zeitzone angepasst, was wir vermutlich noch bereuen werden.
Die Nacht war mehr oder weniger ok, dennoch freue ich mich auf eine Nacht in einem hoffentlich weicherem Bett. Der letzte Tag auf dieser Strecke ging erneut relativ kurzweilig rum. Lesen, Reisebericht schreiben, spielen, essen, schlafen und aus dem Fenster gucken; dies war so etwa unsere Beschäftigung. Nun haben wir noch ca. 13 Stunden vor uns und dann haben wir den 75h Trip hinter uns…
Die Nacht war sehr amüsant. Wir wollten alle vier schlau sein und früh ins Bett (Moskauzeit um 18 Uhr), denn wir mussten um morgens 2:30 aussteigen. Obwohl ich die einzige war, die nicht müd war, konnte ich wenigstens eine halbe Stunde schlafen. Nach 2h musst ich dann aufs Klo. Als ich zurück kam, hat mich eine Art applaudierendes Empfangskomitee erwartet :-). alle drei Jungs waren hellwach und die nächste Stunde verbrachten wir nochmals mit Schwatzen. Ich hätte wetten können, dass uns die Schaffnerin auch an diesem Abend ermahnen wird, aber wir hielten unsere Stimmen leise. Die Nacht war sehr durchzogen und keiner konnte so richtitg tief schlafen. Um 1:40 klopfte es dann an der Türe. Es war die Schaffnerin und sagte, dass der nächste Halt Irkutsk ist. Sie hat uns genau 5min vor dem ersten Wecker geweckt. Beim Aussteigen verabschiedeten wir uns von Alwin und Woudy in der Hoffnung, dass wir sie wieder sehen werden….

Anzahl Reisetage: 4

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