Peking und Grosse Mauer | 17. – 20.7.2011


Wir sind nun einige Tage hinter her mit Bericht schreiben. Sorry für diejenigen, die die Berichte regelmässig lesen. Danke auch für die vielen Feedbacks, die wir n iden letzten Tagen per Mail erhalten haben. Es ist schön zu wissen, dass einige (zumindest in Gedanken) mit uns reisen und unsere Berichte gelesen werden.
Ok, dann versuche ich mich mal wieder nach Ulan Bator zurück zu versetzen, damit ich über die Erlebnisse der letzten drei Tage berichten kann. Obwohl es sehr viele Italienische Restaurants hatte, entschieden wir uns in ein mongolisches BBQ Restaurant zu gehen. Schnell merkten wir, dass es sehr touristisch ist, doch die Bewertung war gut. Es war ein All you can eat Restaurant in dem man sein Gericht selber zusammenstellen konnte und es dann am Koch übergab, damit es dieser innerhalb von 5 Minuten kochen konnte. Es war sehr lecker (nur vom Fleisch waren wir ein wenig enttäuscht). Natürlich wurden wir noch von einem deutschen Ehepaar belehrt, dass dies nicht typisch mongolisch sei, sondern extra für Ausländer so kreirt wurde. Egal, es hatte dennoch geschmeckt. Um 5 Uhr am nächsten Tag war Tagwach und nach einem kurzen Frühstück wurden wir zum Bahnhof transferiert. Wir hatten einen alten Zug erwartet, doch auch dieses Mal wurden wir von den Mongolen positiv überrascht. Dumm nur, dass ich das Wort Luxus Wagen schon beim Zug Moskau-Irkutsk erwähnt habe. So muss ich ihn nun super Luxus nennen. Recht breite Betten, die sogar etwas weicher waren, Begrüssungstee, Holz WC-Ring, das WC stank mal nicht nach Urin, Flüssigseife, Musik im Abteil und jeder ein eigener Bildschirm (ok, der ging nicht aber egal). Der Vorteil war natürlich, dass dieser Zug erst in Ulan Bator startete, so war er auch frisch geputzt. Das Abteil teilten wir mit einer jungen Chinesin, die in Ulan Bator chinesisch unterrichtet und einem französisch sprechenden ca. 55 jährigen Kanadier, der uns etwas auf die Nerven ging. Nach dem üblichen Small Talk zogen wir uns hinter unsere Bücher zurück, damit der Franzose nicht mehr so viel erzählte. Die Hälfte haben wir sowieso nicht verstanden. Aber es hatte seine Wirkung. Er tat mir zwar irgendwie leid, aber eben…(aber bei den Einreiseformalitäten habe ich natürlich schon geholfen). Beim ersten Halt suchten wir die beiden Holländer Alwin und Woudy auf dem Bahnsteig. Leider hatten wir nur einen kurzen Halt, so hatten wir nicht gross Zeit zu schwatzen. Das Leben im Zug hat sich eingependelt. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass sich Adrian so schnell an das einfache Essen einstellen wird. Zum Zmorgen Konfi und Nutella Brot, zum Zmittag Brot mit Streichkäse und zum Znacht Quick Lunches oder Noodles (die von der Schweiz sind nun alle aufgebraucht). Die Landschaft war wunderschön und wir fuhren durch die Wüste Gobi. Die Wolken zusammen mit dem klaren, blauen Himmel waren einfach fantastisch. An der Grenze zu China hatten wir einen 4 stündigen Aufenthalt, weil das Fahrwerk auf die chinesische Spurbreite angepasst werden musste. Zum Glück erhielten wir unsere Pässe schon nach ca. 2 Stunden zurück so konnten wir wenigstens schlafen gehen. Die Nacht war erstaundlich ruhig. Extrem viel ruhiger und weniger wackelig als zuvor. So konnten wir eine relativ gute Nacht verbringen. Nach nun ca. 9000 gefahrenen Kilometern (Moskau-Peking 7865km Zürich-Moskau ??km) sind wir Minutengenau in Peking angekommen.
Es traf und etwas der Schock. Gerade sind zwei Züge auf diesem Bahnsteg angekommen und tausende Chinesen und einige Langnasen (wie wir das sind) drängten sich durch den kleinen Ausgang. Und schon wurde das erste mal vor meine Füsse gespuckt. Na dann welcome in Beijing. Per Zufall trafen wir die Holländer trotz dieses Gerangels nochmal und konnten uns verabschieden. Doch die beiden waren so richtig K.O. und hatten noch nicht mal eine Unterkunft. Wir waren ein mal mehr froh, dass nach der Zugfahrt bei uns klar war, wo wir hin mussten. Zu Fuss hatten wir 5 Minuten zum Hotel. Die Temperatur war drückend heiss und der Nebel und Smog hing tief. Eigentlich wollten wir noch etwas spazieren gehen und die Umgebung auskundschaften, doch es zog gerade ein Gewitter vorüber, so dass wir uns in den nächsten MC Donalds retteten. Unglaublich, wir mussten soweit reisen, bis wir zum 1. Mal in den MD gingen. Mein Herz freute es. Eigentlich war ein MC Flury auf dem Programm, aber ich konnte einem Hamburger natürlich nicht wiederstehen. In Anbetracht dessen, dass wir zum Nachtessen mit meiner ehemaligen chinesischen Arbeitskollegin abgemacht haben, musste ich mich natürlich zurück halten :-).
Um 18 Uhr holte uns Manman mit ihrem Freund Robert ab. Es war ein freudiges Wiedersehen, nachdem ich sie letztes Jahr geschäftlich in Shanghai getroffen habe. Das Restaurant war einige Kilometer entfert (aber immer noch im Zentrum). Die Distanzen hier sind enorm. Dies bekamen wir dann einwenig später auch noch zu spühren. Aber zuerst durften wir ein super typisch chinesisches Essen geniessen. Es war extrem lecker, aber extrem viel. Wir waren nachher beide vollgefressen (sorry). Adrian hatte noch eine ganze kleine Flasche 56 prozentigen Reisschnaps gekillt. Brrrrrr..
Nach dem Essen haben uns die beiden beim Tiananmen-Platz rausgelassen wo wir uns verabschiedeten. Der Tiananmen-Platz ist der grösste öffentliche Platz der Welt. Doch dieser Platz gehört vielmehr der Regierung als der Menschheit. Doch auf dieses Thema gehe ich nicht weiter ein, denn diese Regierung ist so was von krass, dass ich fast schiss habe. Im Jurtencamp bekam ich von einer anderen Schweizerin ein Buch in welchem es über die Frauen in China geht über drei Generationen hinweg. Da ich das erste Kapitel im Zug gelesen habe, kann ich mir in etwa vorstellen, was da alles abging und auch heute noch abgeht. Schrecklich. Das Buch ist in China verboten. So hoffte ich, dass mein Gepäck nicht kontrolliert wird :-). Ich weiss ich denke mir immer zu viel Horrorgeschichten aus. Aber ich finde die Regierung so unberechenbar hier, so dass ich auch keine weiteren Worte darüber verlieren werde…Anyway der Tiananmen Platz war in der Nacht gesperrt, zu gross is die Angst vor Aufständen. An jeder Lampe hängen ca. 5 Videokameras und die Polizisten stehen stocksteif an ihrem Plätzchen. Und genau dann bekam ich deftige Bauchkrämpfe. Diejenige die mich kennen, wissen, dass ich dann innerhalb von Minuten ein WC brauche. Zum Glück hatte es gleich ein öffentliches WC einige Meter daneben. Neben etwa 20 Löcher-WCs gab es ein Schüssel-Klo, welches ich per Zufall gleich sichtete. Rettung war also in Sicht. Und zum Glück hatte ich noch einige Taschentücher dabei. Angesichts dessen, dass wir in den vergangenen Wochen nie wirklich schöne Klos gesichtet hatten, war ich nicht ganz unglücklich, dass meine Verdauung nicht funktionierte. Doch nun schien sich irgendwas getan zu haben in meinem Magen (vielleicht vermisst er das Hammelfleisch :-)) zudem wurden meine Beine ganz schwach und mein ganzer Körper schien Null Energie mehr zu haben. Aber dennoch wollte ich kurz in das Kaufhaus, welches Schneider hatte um Kleider zuschneidern. So nahmen wir die Metro. Leider hatte das Kaufhaus bereits geschlossen. Um 15min haben wir die Öffnungszeit verpasst. Da mir in der Metro vorhin so schlecht wurde, haben wir uns entschieden nach Hause zu laufen, was aber eine sehr schlechte Idee war. Meine Bauchkrämpfe wurden immer stärker, meine Energie schwand im Eiltempo, mein Kopf pochte immer mehr und ich sehnte mich nach einem Klo. Doch die Strecke wollte nicht enden, so liefen wir 2.5 Kilometer bis zum Hotel. Total erschöpft und mit Schüttelfrösten machte ich mich zu Bett. Wieder war das Bett stein hart, was unseren Gelenken nicht wirklich gut tut. Aber ich dachte, dass der Spuck am nächsten Tag vorbei sein wird und ich wieder quickfidel aufstehen werde. Doch dem war leider nicht so. Die ganze Nacht plagten mich die Bauchkrämpfe und Gliederschmerzen. Während Adrian alleine frühstückte, machte ich mich mal langsam auf die Beine und hoffte, dass ich die geführte Tour durch Peking irgendwie überleben werde. Das positive an dieser Stadt ist, dass es so viele öffentliche Klos hat, die auch noch relativ sauber sind. Und da wir zum Glück an das Klopapier gedacht haben, war das ganze aushaltbar. Und ich hatte immer das Glück, dass es jeweils ein Schüssel-Klo hatte. Mong hatte uns im Hotel abgeholt und unsere erste Station war der Tiananmen-Platz bevor es dann in die verbotene Stadt ging. Massen von Chinesen stürmten in dieses alte Baudenkmal in welchem zwei Kaiserdynastien lebten. Ehrlich gesagt, waren wir fast ein wenig enttäuscht. Die Anlage ist zwar riesig, aber irgendwie fehlte der Glanz. Wir können es uns selber nicht ganz erklären, warum dieses Grundstück uns nicht gleich in den Bann gezogen hat. Was aber faszinierend war, waren die Menschenmassen. Unglaublich. Und dieses ständige Drängeln… inzwischen können wir es auch.
Ein kleiner Junge kam auf mich zu und sagte „hello“ und dann begann er auf chinesisch weiter zu sprechen, was schwer verständlich war für mich, aber zum Glück konnte Mong übersetzen. Er wollte ein Foto mit mir zusammen machen. Er war danach über happy. Auch im verlaufe des Tages wurden wir vermutlich hunderte male in Kognito abgelichtet. Obwohl wir nicht gross und blond sind wurden wir ständig von oben bis unten betrachtet. Nach einem sehr touristischen aber leckeren Mittagessen ging es weiter in den Sommerpalast der Kaiser. Obwohl ich nur einige bissen zu Mittag gegessen hatte, spielte mein Magen verrückt und ich konnte kaum Treppen laufen….Irgendwie ging es aber, wollte ja nichts verpassen :-). Unser Fahrer hat uns auf Wunsch im Olympia Station abgeladen. Da wir den Hintereingang erwischt haben, dachten wir zuerst, dass wir mitten in der grossen Stadt Peking in einer Geisterstadt gelandet sind. Ein rieses Gelände mit extra Strassen, die aber leer waren. Dennoch waren überall Polizisten, die keinen Wank gemacht haben. Als wir dann dem Vogelnest näher kamen, sahen wir auch wieder die vielen chinesischen Touristen. Langnasen hatte es kaum, so waren wir ein beliebtes Fotosujet. Wenn wir für jedes Bild Geld verlangt hätten, wären wir sehr reich geworden. Bei einigen mussten es dann auch noch Jump-Fotos sein. Am Anfang war es noch witzig, aber irgendwann wurde es fast nervig. Das Vogelnest haben wir kurz von innen besucht. Extrem Eindrücklich und irgendwie werde ich immer etwas sentimental an solchen Plätzen, weil ich immer mal eine Olympiamedaille haben wollte. Nur zu gut kann ich mir vorstellen wie es sich als Sportler anfühlen muss, wenn man bei der Eröffnungsfeier einmaschiert, stolz auf seine Nationalflagge ist und 90000 Menschen einem zujubeln. Hühnerhaut pur. Naja dieser Traum bleibt wohl unerfüllt. Da meine Bauchkrämpfe wieder stärker wurden, suchten wir die Metro-Station. Da hielt uns aber noch ein älterer Mann auf. Es gab dann noch kurz ein Fotoshooting. Zuerst Adi und ich zusammen, dann Adi mit dem Mann. Als er Adi so richtig umarmte war ich richtig froh, dass das nicht ich war :-). Aber auf mich hat dann das gleiche gewartet. Er hat mich richtig doll umarmt und Adi musst von allen vier Seiten fotografieren. Naja das war ein bisschen too much für unseren Geschmack. Aber für diesen Mann war es, glaube ich, das Highlight vom Tag. Naja wenn wir ihm eine Freude machen konnte, dann soll es uns recht sein. Nach einer Stunde Metrofahren und laufen sind wir endlich im Hotel angekommen. Obwohl mein Magen schon leer war, war natürlich der erste Gang wieder auf die Toilette und anschliessend total ausgepumpt aufs Bett fallen lassen (wobei die Härte mich schnell aufgefangen hat). Am liebsten wäre ich ohne Znacht ins Bett mir war es hundselend, doch Adrian zuliebe habe ich mich nochmals zusammen gerissen. Meine Bedinung war einfach ein Taxi zu nehmen und nicht nochmal 1 Stunde Metro zu fahren. Sein Ziel war das Hard Rock Cafe. Es war echt ein schöner Abend. Bei dieser netten Athmosphäre mit Live-Musik, dem amerikanischen Essen und der netten Bedienung ging es mir auch gleich wieder besser.
Doch leider waren die Magenkrämpfe auch in dieser Nacht noch deftig, aber wenigstens waren am nächsten Morgen das Kopfweh und die Gliederschmerzen weg. Zum Glück auch. Denn heute erwartete uns die grosse Mauer mit ihren steilen Treppen. Leider spielte das Wetter nicht ganz mit. Am Anfang des Aufstiegs hatte es noch ein wenig geregnet und die schöne Berglandschaft lag den ganzen Tag im Nebel. Die Mauer war sehr eindrücklich, doch weit weniger breit, als wir uns das vorgestellt hatten. Dafür extrem steil und der Aufstieg war sehr anstrengend. Natürlich lies es mein Kopf nicht zu aufzugeben, obwohl ich fast nicht hoch kam. Aber der Kampf mit mir selber und den Treppen hat sich gelohnt. Denn die Aussicht war super. Ursprünglich war die Mauer 9000km lang. Man kann es sich kaum vorstellen. Das wäre fast die Zugstrecke, die wir gefahren sind. Krass. Auch eindrücklich waren wieder die Menschenmassen. Weniger schön war die Spuckerei. Die Details dazu kann sich wohl jeder selber vorstellen, ohne dass ich dies hier weiter erörtere :-). Der Abstieg war wesentlich schneller, doch nicht weniger anstrengend. Wir hatten beide den Knieschlotteri als wir wieder unten waren. Dann ging es zum Mittagessen. Läck, war das touristisch. Da standen ca. 500 Tische und als wir ankamen, standen schon ca. 20 Cars vor dem Restaurant. Naja, das war nicht unser Geschmack. Das Essen war zwar wieder sehr lecker, aber dennoch brachte ich nur einige Bissen runter. Am Nachmittag ging es noch zu den Ming Gräbern. In dieser riesigen Anlage sind 13 der 16 Ming-Kaiser begraben. Wir haben zwar nur ein Grab besucht, aber dieses war super eindrücklich. Es war üblich, dass jeder Kaiser selber sein Grab bauen lies. Was einfach so verrückt war, ist, dass die Kaiser jeweils im Überfluss an Wohlstand lebten und die Bevölkerung aber am Rande der Existenz lebte. Das Grab selber liegt in einem Hügel, aber im Hügel gibt es einen Steinpalast. Unglaublich. Diese Besichtung war sehr interessant.

Da wir heute mal früh ins Bett wollten und den Reisebericht nachführen wollten, mussten wir im MC Donald essen gehen, denn sonst hat es gerade nichts in der Nähe. Mir war es recht :-). Und bis jetzt konnte ich es auch noch halten. Mal schauen wie diese Nacht wird. Morgen früh geht es weiter nach Guilin. Mal schauen wie die chinesischen Züge sind. Es wird erneut ein knapp 30 stündiger Trip. Extrem traurig, dass wir Peking verlassen müssen, sind wir nicht. Die Stadt hat uns nicht so gut gefallen wie Shanghai letztes Jahr.

Anzahl Reisetage: 4

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